Rahmenprogramm beim Deutschland-Cup 2013 in Wernigerode

Manchmal ist der Rahmen das Beste!

 

Rathausführung mit HinniborchLeider haben wir bisher viel zu wenig über das "Rahmenprogramm" des D-Cups gesprochen, das doch für viele durchaus der Hauptteil unserer netten Tage in Wernigerode darstellt. Aus zuverlässiger Quelle erfuhren wir nun Näheres über den Ausflug am Mittwoch.

Um die Spannung schon ein wenig abzubauen: Es gab keine Skandale. Über Dinge, die erst nach 22:00 Uhr gesendet werden dürfen, wurde angeblich gesprochen, können hier aber nicht erwähnt werden ... verflixt, nun ist es gerade passiert! Also, folgen wir Tartakower und .... ("Bitte, bleiben Sie seriös!" - das allerdings als Entgegnung auf die zutreffende Bemerkung, dass seine Partie gegen Böök offensichtlich aufgabereif sei). Stopp, wir müssen die Kurve kriegen: Es geht ja um die Rathausführung mit Hinniborch.

Deutschland-Cup 2013: RathausführungDieser sonderbare Hinniborch ist ein Schauspieler, der nicht eine einfache Rathausführung, sondern eine Art faszinierende Wernigeröder Rathaus-Inszenierung darbietet. Mal schlüpft er mit launigen Sprüchen in die Rolle eines Methusalem, mal schildert er die Laster des Mittelalters, in einer Art, dass der olle Dante Alighieri sein Inferno wohl noch einmal anheizen würde, wenn er denn könnte.

Aber neben flotten Sprüchen gab es auch einiges Interessantes zu lernen, zum Beispiel sehr interessante Erklärungen zu den diversen Figuren an der Fassade des Rathauses (wenn man zu Hause angeben will, spricht man dabei von der "Ikonographie des Gebäudes"). Neben den üblichen, aber gar nicht so vielen religiösen Elementen, zum Beispiel Sankt. Martin, Maria Magdalena, Sankt Bartholomä usw. wurden viele Handwerksstände der damaligen Zeit, die damals im Mittelalter eigentlich verachteten Spielleute (Musik und Glücksspiel ... eben fahrendes Volk; heute wären auch ein paar Schachspieler dabei) und Damen des unterhaltenden Gewerbes abgebildet, neben denen sich Bürgermeister und Ratsherren ebenfalls als Holzschnitzereien verewigt sahen. Man findet diese Darstellungen im Innern von den Ratssälen bis hoch hinauf ins Dachgebälk.

Marktplatz WernigerodeNach diesen Entbehrungen, die eben mit angestrengtem Zuhören über mehrere Minuten verbunden sein können, war es unbedingt nötig, eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen. Im kleinen Ratssaal gab es für alle ein „Ratströpfchen", das man am besten als dem „Schierker Feuerstein" ähnlich beschreiben kann - jedenfalls jenen, die sich mit Alllohoool auskennen.

Solchermaßen stimuliert ging's zur Schlossbesichtigung! 37 Teilnehmer sausten mit der Schlossbahn hinauf und waren überrascht, dass der eigentlich kurze Fuß-Treppen-Marsch plötzlich so anstrengend wirkte, sozusagen Tröpfchen für Tröpfchen. Die sehr nette Frau Decke führte die Gruppe durch "ihr" Schloss, das immerhin über 240 Räume inklusive Keller und Dach verfügt. Davon sind 42 in Form des Museums öffentlich begehbar. Das ist doch mal was anderes als nebenan das Einfamilienhaus von Meiermüllerschmidt!

Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode und seine Gattin, Prinzessin Anna Reuß, waren diejenigen, die diesen ganzen Laden in Schuss halten mussten; der Leser stelle sich also seine eigene Wohnung multipliziert mit ... ziemlich viel vor und man hat eine Vorstellung, wann die aufstehen mussten, um abends fertig zu sein. Zum Schachspielen blieb da einfach keine Zeit! Furchtbare Vorstellung, so was. Zwar gibt es das Fürstengeschlecht der Stolberger noch, aber das Schloss gehört der Stadt Wernigerode, das Inventar jedoch den Stolbergern.

Innenhof Schloss WernigerodeDas Schloss bot gerade beim momentan einfach wunderbaren Wetter einen faszinierenden Blick über die gesamte Stadt, die sich im goldenen Glanz der Herbstsonne vor den Blicken der Staunenden bis zum Brocken erstreckte. Kein Wunder, dass erst die letzte Bahn genommen wurde, die alle wohlbehalten um 18:10 Uhr wieder zum Hotel zurück brachte. Jene, die am parallel zur Schlossbesichtigung stattfindenden Stadtrundgang teilnahmen, konnten noch nicht interviewt werden. Das Entzücken war vielleicht noch zu stark.