Rahmenprogramm beim Deutschland-Cup 2016 in Wernigerode

Gernrode - Harzer Schachland der Trolle und Elfe

 

frauenstift gernrodeDas ist ja eine ganz eigenartige Gegend, durch die wir uns bewegen! Hexen sind hier so normal wie es in Island flinke Trolle und Elfe sind (an die dort viele Menschen tatsächlich glauben) und die bisweilen ja noch seltsameren Schachspieler gehören nun im Harz ja auch schon zum Gewohnheitsbild. Ein zu allem entschlossener Stoßtrupp unserer Schach-Trolle sauste mit dem Kleinbus durch den Harzer Himalaya, auf der Suche nach den verlorenen Schätzen (kennt man ja: "Sieben Schätze" beim Chinesen) zwischen Wernigerode, Bad Suderode und als Ziel Gernrode. Das hört man gern.

Die hilfreiche Website www.onomastik.com (was es alles gibt ...!) erklärt "Ortsnamen mit dem Grundwort -rode deuten auf Siedlungen hin, die auf durch Waldrodung urbar gemachtem Land entstanden sind. Sie sind sehr zahlreich in Thüringen, Hessen und im Rheinland vertreten." Zahlreich, in der Tat, aber Thüringen, das ist nebenan. Meine Theorie ist ja sowieso, dass das alles auf noch unerforschte Weise mit Rhodesien zusammenhängen muss...

Einerlei, in Gernrode befindet sich ein Stift. Kein Kugelschreiber, sondern das Frauenstift Gernrode. "Es wurde 959 gegründet und bestand bis ins 17. Jahrhundert", wispert uns Wiki zu. Weil wir das offenbar weiter bestehende Stift aber nun besucht und bestaunt haben, formuliert Schlaumeier-Wiki hier zumindest unnnnnglücklich. Jedenfalls bestand zumindest im Mittelalter wohl kein Mangel an Wohnraum für die Damen des sächsischen Adels. Das Stift ist in Gernrode der Stiftskirche St. Cyriakus zugeordnet - der Name ist in in der griechischen Variante Kyriakos besser bekannt, der gute Mann war ebenda ein Märtyrer des 3.Jh.

Obwohl Frauenstift, wurde es durch einen Kerl gegründet, nämlich vom Markgraf (die zahlten noch nicht in Euro) Gero des Großen, geboren 965 in Gernrode. Gebaut wurde der kurzen Wege wegen auf dem Areal der gräflichen Burg. Dass schon die zweite Äbtissin, Adelheid, eine Schwester des nahezu allmächtigen Otto III. war, kennzeichnet das Kloster als ein Machtzentrum sächsischer Politik. "Gernrode ist Standort einer der ältesten reformatorischen Schulen Deutschlands. Bereits 1521 wurde im Stift auf Veranlassung der Äbtissin Elisabeth von Weida die Reformation begonnen." Dass die Dame eine so weitreichende Entscheidung offenbar aus eigener Befugnis "veranlassen" konnte, untermauert den Satz mit dem "Machtzentrum". http://gernrode.quedlinburg.de/index.php?id=155033000559

Ebenso wie bei Herrschern gab es hier gelegentlich Stellvertreter-Lösungen, so war die Tochter Ottos I. († 973), Mathilde († 999), gerade 11 Jahre alt, als sie im Jahre 966 zur Äbtissin von Quedlinburg ernannt wurde. Einige wirklich vorbildlich aufbereitete Eindrücke vor allem über das "Alltagsleben" in diesem Kloster, aber auch über dessen Geschichte finden sich hier: http://www.stift-gernrode.uni-goettingen.de/AltFrameset.htm, http://www.kleio.org/de/geschichte/mittelalter/alltag/kap_XI4/

Ein Stift aber ist kein Kloster: "... Damenstifte, in denen man im Gegensatz zum Kloster kein Gelübde der Armut und der lebenslänglichen Ehelosigkeit ablegen musste", wie es Maike Vogt-Lüerssen auf kleio.org noch weiter ausführt. Mindestens die Stiftsdamen dürften sich frei bewegt haben und, obwohl die Forschung darüber wenig weiß, auch die Ladies im Kloster werden wohl kaum "betende Gefangene" gewesen sein - warum auch? Allerdings: Wo sollten sie denn hin, falls sie sich entschlossen, den eingegangenen Schwesternbund zu kündigen?

SchulmuseumAlso, raus in die Freiheit, wir dürfen ja auf alle Fälle! Obwohl Mama immer sagte: "Bei Regen darfst Du nicht raus ..." Um in dem etwas grauen Wetter die Verwirrung zu steigern, wo wir sich denn nun eigentlich befinden: Aus dem Stift Gernrode entstand die gleichnamige, seitab liegende Stadt. Eben diese Stadt gehört aber (inzwischen) zu Quedlinburg. Und deshalb drückten unsere bildungshungrigen Schachtouristen drückten im Unterricht der "Elementarschule Gernrode" die durchaus harten Schulbänke. Es handelt sich nämlich um ein tolles Schulmuseum, und unsere kleine Gruppe wurde ganz in jener Art unterrichtet, die um 1900 oder früher eben üblich war. Das Haus ist Fachwerk, im 16. Jh aufgebaut, Denkmalschutz von oben bis in den erst kürzlich entdeckten Gewölbekeller und insgesamt ein tolles Erlebnis!

Unterricht im SchulmuseumBeim kleinen Einmaleins und Ähnlichem konnten unsere Reisenden noch zutreffend Rede & Antwort stehen (wer antwortete, stand damals auf), aber bald kam es dann doch zu erheblichen Wissenslücken, die natürlich (naja, spielerisch) mit dem damals üblichen Rohrstock geahndet wurden. Wie Kinder mit solchen Methoden und auf derart unbequemem Gestühl überhaupt etwas lernen konnten, blieb rätselhaft. - Bei uns im Hotel ist für Euch garantiert für angenehmere Sitzgelegenheiten gesorgt!