Deutschland-Cup 2016 in Wernigerode

Blitzlicht in den Spielsaal

 

Was ist denn nun eigentlich im Spielsaal an den Brettern bzw. auf der Tabelle los? Nach nur einer Runde darüber allzu viele Worte zu verlieren, war nicht sinnvoll, aber jetzt sind wir ja schon ein bisschen weiter. Nach zwei Runden waren in der aus zwei Luxus-Gruppen zusammengesetzten Gruppe 1&2 gleich vier Spieler mit je 1,5 Pkt. im Rennen. Oder war es kein Rennen, sondern nur ein Gehen? Mit dabei jedenfalls ist noch unser blonder Junior (auch hier) mit Kurs auf die Weltmeisterschaft, Ruben Gideon Köllner, der Neu-Bochumer, vielleicht Opfer der angenehmen Werbekampagne eines gewissen Grönemeier für diese Stadt. Wie auch immer, nun kommt es zum Vater-Sohn-Duell, in dem das Familien-Oberhaupt Christof Köllner mit Weiß antritt.

Frank Schönfeld aus Gräfenhainichen (Stadt im Kreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt) kam nicht allein. Lutz Adolph (Gr. 5) und Steffen Michel (Gr. 1) fuhren mit ihm hierher, ob ihm Kofferraum oder Handschuhfach blieb bisher unbekannt. Vielleicht ein Trainer-Gespann? Ein Helferduo für Frank Schönfeld? Der hat nämlich in den ersten Runden 100% gemacht. Gefahndet wird nun nach seinem Erfolgsrezept. Hans-Jürgen Nägele (Schwaikheim, bisher 1,5 Pkt.) hat jetzt Weiß gegen den Mann mit dem Kofferraum voller Trainer.

In Gruppe 3 liegt mit sagenhaften 100% der Bremer Dr. Irmin Meyer in Führung, aber nicht alleine, denn sein mit Schwarz antretender Gegner Frank Willberg aus Magdeburg hat die gleiche Punktzahl kontiert. Ein Giganten-Treffen also ... Hinter den zwei beiden köllnert es wieder; Aaron Noah ist Wertungsbester der Einpunkter. Es ist völlig klar, dass sich nach so kurzer Spielzeit noch sehr viel verschieben wird.

"Berlin. Berlin. Wir fahren nach Berlin." Völlig unnötig. Denn unser Schachfreund Dr. Hans-Dieter Maetzing von der SG Narva Berlin ist ja schon zu uns gekommen. "Und wo ich nun schon mal da bin ...", mag er sich gesagt haben und zog mit 2,0 Pkt. = 100% allen davon, die nicht ausreichend gefrühstückt hatten. Ja, so schnell kannste gar nich gucken! Gleich dahinter, so richtig dicht, stehen aber schon Frank Hermes aus Wermelskirchen und der schon erwähnte Kofferraum-Spezialist Lutz Adolph mit 1,5 Punkten bereit zum Tigersprung! Nein, nix mit Bettvorleger ...

Und unter jenen mit 1,0 Punkten sehen wir im grünen Trikot den Pokal-Spezialisten Thomas Wiedmann am Brett, ein erfahrener Herrscher der Turniersäle, der einfach weiß, wie man Trophäen anfasst. Unsere sind übrigens neu, neue Fabrik, neues Modell, einfach großartig. Dazu später mehr. Der in Schlat (bei Stuttgart / Göppingen) wohnende Thomas Wiedmann jedenfalls ist mit allen Wassern gewaschen - oder vielmehr mit allen Titeln ausgezeichnet. Seit 1960 ist der 2005 geborene Schwabe (oder war das andersrum ...?) ein IA, also "International Arbiter" oder wie ich es nenne, um öfter verstanden zu werden: FIDE-Schiedsrichter. Unser Mitstreiter richtet hier in Wernigerode aber gar nicht schieds, denn "der will doch nur spielen" ... Thomas Wiedmann ist der DSB-Pokalchef, also Turnierdirektor des Dähne-Pokals, schachlicher Tarnname: DPEM. Die FIDE sagt, er sei "Chief", also Häuptling der Veranstaltung. Das mit den Titeln ist irgendwie komisch, da bei der FIDE: http://ratings.fide.com/card.phtml?event=1270224.

"On the Sunny Side of the Street" ist ein 1930 wohl von Fats Waller komponierter, späterer Jazz-Standard, der die unbeschwerte Freude des Moments umspielt - so gesehen, mag nun gerade Detlef Krüger auf der Sonnenseite der Straße tanzen - oder eben dort Schach spielen. Bisher 100% in Gruppe 6 für den Rot-Weiß-Künstler aus Fredersdorf-Vogelsdorf, über das die Welt spricht. In begründeten Ausnahmefällen. Aber sechs Wettkämpfer mit je 1,5 Pkt. sind rund um sein Brett versammelt. Gierig. Stark. Und wir haben erst knapp die Hälfte es Turniers gespielt.

Ebenso wie Detlef Krüger ist Frank Erdmann "altes Fachpersonal". So spielt er auch. 100%, ebenso wie Lars Jungklaus in Gruppe 7. Zwei Punkte - aber es können auch noch sechs werden.

In Gruppe 8 ist alles anders. Andreas Diehl, Hilden; Erwin Ast, Magdeburg; Peter Wessollek, Pritzwalk und Annika Kirsten, Schöningen; das sind gleich VIER Spieler mit 100%! "Das Team" bildet soeben noch eine Forschungsgruppe, wie so etwas möglich sein kann. Gottfried Schoppe aus Rahlstedt tut so, als ob er kein Wässerchen trüben könnte, was ohnehin eine tumbe Redensart ist, weil ein bisschen Kaffeesahne da schon Erstaunliches leisten könnte ... Einerlei, Schachfreund Schoppe hat 1,5 Pkt. und soooo weit weg von den Sensations-100% ist das ja nun auch nicht gerade, oder?

Ich gestehe, ich bin für Frauen. Ist bei vielen Männern so, klar. Der bisherige Erfolg von Annika Kirsten in ihrer Gruppe 8 freut mich also und er setzt sich vielleicht auch noch fort. Das ist jetzt total subjektiv, verstößt gegen alle Grundlagen der Bestattung ... Berichterstattung, Verzeihung. Und unser solchermaßen geschärfter Blick fällt nun auf Stefanie Birke, Nordhalben, die ebenso wie Lothar Bindernagel in Gruppe 9 die volle Punktzahl eingefahren hat. "Ja, das gebe ich auf", bekam sie zu hören und das war's dann mal wieder. Zweimal.

In Gruppe 10 sehen wir, was sage ich: sieht die erschauernde Schachwelt Frank Stolzenwald in der Gold-Position. Aber sie sind zu viert mit je 1,5 Punkten, schon fast je 1,6 Punkten, die dem Frank fest an den Latschen kleben.

Gruppe 11 ist eine Gruppe mit Spielern, die auf den ersten Blick (prima facie) nicht so sehr imponierende Rating-Zahlen aufweisen - na und? Gerade das sind doch die Gefährlichen! Tun so als könnten sie nicht lesen und nicht schreiben und hauen Dir dann die (selbst geschriebene!) Dissertation auf den Tisch - oder anders gesagt: Auch Spieler mit einem schlaffen Rating können tatsächlich recht stark sein. Aus verschiedenen Gründen waren sie es in der Vergangenheit (!) eben nur nicht in jedem Moment. Und zu diesem Vertretern des unkalkulierbaren schachlichen Schicksals gehören ... tausende. Hier in der Gruppe Elf sind es zunächst mal Johann Pietsch aus Halle und Michael Pokalow aus Magdeburg. 100%. Geht doch. Was wollt ihr denn mehr?

In der Gruppe 12 führt ein Wernigeröder! Anscheinend ist Lothar Höfert noch in keinem Verein Mitglied geworden, hat aber 100%. Zudem hat er auch eine Wertungszahl. Kein Club, aber eine DWZ? Ein Sonderfall. Noch drei weitere Spieler sind "unbefleckt" durch ihr Turnier gerauscht und werden nun schockiert mit den Realitäten des Schweizer Systems konfrontiert: Die werden nun gegeneinander antreten müssen. Und ganz sicher ist, dass das mit den 100% nun nicht bei jedem so bleiben kann. - Es ist spannend!