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Von der Brandmauer zur Firewall
- Geschrieben am 01. Oktober 2023 13:59 Uhr von Heike Wöst
Zahlreiche Spieler hatten sich schon im Vorfeld angemeldet, und nach dem Hinweis auf 18 verschiedene Führungen in 14 Jahren kamen noch einige hinzu. So machten sich am Samstag gegen 15.00 Uhr zwei Gruppen auf, um mit der erfahrenen Stadtführerin Anja Storm und ihrem Kollegen Werner Heyder, der sich im Un-Ruhestand noch zum Stadtführer hatte ausbilden lassen, die Bunte Stadt am Harz zu erkunden.
Anja Storm führte ihre Gruppe Richtung Altstadt, vorbei an der Alten Kapelle ins Heideviertel. Vor der ehemaligen Mühle sitzt dort der Zwergenkönig, der einst in der Mühle gearbeitet haben soll. Weiter ging's vorbei am Gymnasium zum Westerntor. In der Kochstraße im ehemaligen Handwerkerviertel findet sich auch das Kleinste Haus. Da früher nur Bürgerrechte bekam, wer ein eigenes Haus in der Stadt bewohnte, machte im 18. Jahrhundert ein findiger Mann dort eine kleine Baulücke ausfindig, um mit einem Trick - er sparte sich die Giebelwände - ein sehr kleines Haus zwischen die Nachbargebäude zu setzen. Auf den kaum 30 m² sollen bis zu 11 Personen gewohnt haben. Vorbei am Schiefen Haus ging's weiter zum malerischen Wernigeröder Rathaus und von da aus in die Breite Straße.
Neben dem bekannten Cafe Wien findet sich ein eher schmuckloses Fachwerkhaus, das einst der Feuerwehr gedient haben soll, bevor es im 19. Jahrhundert von einem Kaufmann zu einem Geschäft umgebaut wurde.
Die Wege beider Führungen kreuzten sich zwischen Rathaus und Nicolaiplatz. Gemeinsames Thema war das in Wernigerode reichlich zu bestaunende Fachwerk, wobei sich in der Altstadt Brandmauern zwischen den Häusern befinden, in der Neustadt nicht. Ein findiger IT-ler unter den Schachspielern zog sofort die Parallele zwischen der mittelalterlichen Brandmauer und der digitalen Firewall.
Aber das Wernigeröder Fachwerk hat noch mehr zu bieten, denn den Mustern werden bestimmte Bedeutungen zugeschrieben: Kreuze stehen für Reichtum, Rauten für Fruchtbarkeit. Sogar ein Haus mit süddeutschem Fachwerkmuster ist zu bestaunen, die ehemalige Schmiede in der Breite Straße 95, die ursprünglich von einem schwäbischen „Auswanderer“ erbaut worden war. Auch Merkmale an den Häusern lassen oft auf Entstehungszeit und „Innenleben“ schließen. So weist das Barockhaus in der Pfarrstr 30 größere Fensterabstände als die umliegenden Gebäude, was auf größere Räume schließen lässt.
Leider ist die St. Johanniskirche in der Neustadt nur vormittags offen, so dass Werner Heyder den wirklich sehenswerten fünfteiligen Wandelaltar nur beschreiben konnte. Der Turm, ein ehemaliger Wehrturm von 1270 und die knapp 200 Jahre jüngere Kirche wußten ebenso zu beeindrucken wie die bald 600 Jahre alte Linde im Kirchhof.
Werner Heyder wußte seiner Gruppe aber auch über andere Zahlen Auskunft zu geben, denn von Wernigerodes 32.000 Einhwohner leben 28.000 direkt in der Stadt. Zwar gibt es 4.000 Arbeitsplätze in der Industrie, aber der Haupterwerbszweig ist mit 7.000 Betten, 100 gastronomischen Betrieben und rund 2 Millionen Tagesbesuchern pro Jahr eindeutig der Tourismus.
Nach der von einem Bombenabwurf im Februar 1944 stammenden Baulücke in der Breite Straße zwischen den Hausnummern 82 und 84 ging's vorbei am ehemaligen Hotel zum Bären (Breite Str. 78) und dem ehemaligen Neustädter Rathaus (Breite Str. 80). Spannend wurde es am Krummelschen Haus, weil die Schnitzereien am Renaissancebau von 1674 die damals bekannte Welt zeigen. So fehlt zum Beispiel der Kontinent Australien.
Über den Nicolaiplatz führte der Weg zum Marktplatz mit dem bekannten Wohlthäterbrunnen, von wo aus einige Teilnehmer die zwei informativen und kurzweiligen Stunden in den örtlichen Cafés ausklingen ließen.
Der Tag des fliegenden Königs
- Geschrieben am 30. September 2023 13:45 Uhr von Heike Wöst
Für Jörg Rene Müller vom Schachverein Zugzwang 95 aus Berlin startete der Morgen mit Beifall. Denn Hauptschiedsrichter Egmont Pönisch überreichte ihm zum Geburtstag eine Schachuhr, ein sekundengenau gehendes Sondermodell mit Quarz-Uhrwerk.
Das Motto des Tages, den „Wernigerode-Tag“, nutzte Ingrid Schulz, um die heutigen Stadtführungen vorzustellen. Wegen der großen Zahl der Anmeldungen hat sie auch in diesem Jahr zwei Führungen bestellt. In 14 Jahren haben übrigens 18 unterschiedliche Stadtführer die Teilnehmer vom Cup der Deutschen Einheit betreut. Und da jeder den Fokus auf ein anderes Thema legt, bleibt es auch für „Wiederholungstätern“ unter den Teilnehmern spannend.
Vor dem Höhepunkt des Morgens ließ es sich Dr. Jordan nicht nehmen, unter dem Beifall des Publikums das Schiedsrichter- und Orga-Team vorzustellen.
Lang erwartet, endlich da: Der Start des Preisrätels! Die erste Aufgabe durfte schon ab dem Vorabend „berätselt“ werden, aber Briefkasten und Lösungszettel legte Heike Wöst - trotz zahlreicher Nachfragen - erst zum Rundenstart aus.
Die ganze Bandbreite des Menschlichen zeigte sich einmal mehr im Turniersaal.
Ein Spieler demonstrierte das perfekte Verlassen des Bretts „am Zug“ in sechs Schritten: Uhr anhalten - Schiedsrichter aufsuchen - informieren - Schiedsrichter bitten, die Uhr in Gang zu setzen - Saal verlassen.
Etwas unkonventioneller ging es an einem anderen Brett zu, wo das Beenden einer Partie durch eine Art Schach-Basketball ausprobiert wurde. Nach einem misslungenen Zug schmiss der Spieler seinen König im hohen Bogen aufs Brett und rannte aus dem Saal. Die verdutzte Frage des Gegners, ob das als Aufgabe zu werten sei, musste der hinzugerufene Schiedsrichter allerdings verneinen. Wie zu erwarten war, gab der Werfer die Partie kurz danach tatsächlich auf.
Am Ende einer ansonsten ruhigen Runde freuten sich Teilnehmer und Begleiter auf einen sonnigen Nachmittag in der Bunten Stadt am Harz.
One night in... Wernigerode
- Geschrieben am 29. September 2023 21:26 Uhr von Heike Wöst
Zum Start kurz nach 17:15 Uhr war noch Zuversicht angesagt. Spieler und Organisatoren freuten sich nach einem Jahr wieder auf Schach im Saal des HKK-Hotels.
Besonders glücklich, die Spieler zu begrüßen, war Hoteldirektor Björn Rosenberg. Vor dem Schach hatte nämlich die Energieministerkonferenz im HKK Hotel getagt, was für alle Hotel-Mitarbeiter eine kuriose Herausforderung dargestellt hatte. Nicht nur, dass sie selbst ihre eigenen Büros nur in Polizeibegleitung betreten konnten. Eine Kollegin war sogar am Boden fixiert worden, bis klar war, dass sie tatsächlich zum Hotelpersonal gehörte.
Auch beim Schach kommt ein mulmiges Gefühl auf, wenn unerwartet ein ziemlich großer Hund den Saal betritt, wusste Dr. Jordan zu berichten . Wenn dann am anderen Ende der Leine ein Polizist folgt, geht es eher nicht um Drogen. Vielmehr sorgen vierbeinige „Amtsträger“ als Sprengstoff-Spürhunde auch bei Schachturnieren für die Sicherheit besonders hochrangiger Gäste oder Mitspieler.
In der Vorstellung des Rahmenprogramms erstaunte auch Ingrid Schulz mit einer kleinen Statistik: In bisher 13 Jahren wurden unglaubliche 75 unterschiedliche Sehenswürdigkeiten angefahren! Viel Lob heimste sie ein, nicht nur weil sie schon ein Jahr vorher mit den Vorbereitungen startet. Vor allem hat sie es immer wieder geschafft, für gutes Wetter zu sorgen. Wirklich schlecht war es in all den Jahren nur einmal, als bei einer Tour auf den Brocken ein Orkan aufkam.
Hauptschiedsrichter Egmont Pönisch gab den Überbringer schlechter Nachrichten, denn mehr als 10 Nachmeldungen - verursacht durch massive Staus und Zugverspätungen - führten zu ebenso massiven Verzögerungen bei der Auslosung.
Also folgte der „Info-Block mit Dr. D.“, um die Wartezeit zu überbrücken: Dr. Dirk Jordan stellte das günstige Mittagsangebot vor, das ab dem zweiten Tag im Foyer hinter dem Saal angeboten wird. Die ebenfalls vorgehaltene Kaffeebar mit Kasse des Vertrauens funktioniert nur, wenn - wie schon in den Vorjahren - alle brav ihren Obolus entrichten. Gemeint ist natürlich keine altgriechische Münze im Wert von 1/6 Drachme oder 0,0005 €, sondern der vom Hotel aufgerufene Preis für einen Pott Kaffee oder Tee.
Und da immer noch keine Schiedsrichter mit Partie-Auslosungen zu sehen waren, blieb dem gefasst lauschenden Publikum der „Technische Teil“ mit einer Erklärung zu den 12 Gruppen nicht erspart: Bei zu geringer Gruppengröße kann zusammengefasst werden, wobei die finale Auswertung immer getrennt erfolgt, so dass in jeder Gruppe ein Pokal und zahlreiche Preise zu gewinnen sind.
Und während Dr. Jordan noch die Uhr erklärte, gaben im Hintergrund Schiedsrichterteam und Orga alles. Auch das größte Problem in solchen Fällen - die Sitzverteilung der Gruppen im Saal - konnte gelöst werden.
Schließlich war alles bereit, es erklang erneut die bekannte Melodie aus dem Musical CHESS, und um 18 Uhr konnte es endlich losgehen: Schwarz drückte die Uhr, Weiß zog. Endlich wieder Schach in Wernigerode!
2023 - Die Anmeldung ist eröffnet
- Geschrieben am 12. Februar 2023 11:26 Uhr von Heike Wöst
Endlich ist es so weit! Die Anmeldung zum 14. Cup der Deutschen Einheit 2023 ist eröffnet. Denn es wird wieder Zeit für Schach vom 29. September bis 5. Oktober 2023 im HKK Hotel in Wernigerode.
Wie in jedem Jahr hat sich das Orga-Team Mühe gegeben, vieles beprochen, geregelt und überarbeitet, bis die Anmeldung freigeschaltet werden konnte.
Also auf geht’s! Wir freuen uns auf euch!
Aufmerksame Nutzer unserer Website werden bemerkt haben, dass wir ein Versprechen eingelöst haben. Euch und uns allen haben wir mit dem neuen Foto-Archiv einen lang gehegten Wunsch erfüllt. In der nächsten Zeitwerden wir es mit Bildern aus den letzten 13 Jahren Cup der Deutschen Einheit füllen.